Region: Ostsee → Mecklenburg-Vorpommern

Die Backsteingotik

Beitrag: Brigitte Hildisch, Rövershagen

Die Bauten der Backsteingotik bestimmen das Gesicht vieler Orte in Mecklenburg-Vorpommern. Warme rötliche Töne verleihen imposanten Kirchen, dicken Stadtmauern, hohen Stadttoren, prächtigen Rat- und Bürgerhäusern und schmückenden Giebeln ihre besondere Note. Die Bauwerke sind ein bedeutendes kulturelles Erbe im Ostseeraum.

Was ist das Schmückende in der Backsteingotik?

Gotische Backsteinbauten, vor allem Kirchen, sind eher schlicht in ihrem Äußeren, trotz ihrer Wuchtigkeit. Warum? Schmückende figurative Bauplastiken kann man nicht aus Backsteinen herstellen. So mussten die Baumeister neue Ideen verwirklichen, um Eintönigkeit zu vermeiden. Sie zierten die Fassaden mit Flächenstrukturen, die durch die wechselnde Anordnung von roten und glasierten Ziegeln mit grauweißen Mörtelfugen entstanden. Gemauerte Ornamente, sparsam von ihnen eingesetzt, waren weitere schmückende Elemente.

Was machte Backsteine zu einem idealen Baumaterial?

Üblicherweise wurde in der Backsteinromanik Holz für das Errichten von Gebäuden verwendet. Da dann in der darauffolgenden Zeit der Gotik die Bauwerke aber größere Ausmaße annahmen, war eine Holzkonstruktion zu instabil. Andere Materialien mussten her. Geeignete Steine gab es in dieser Region nicht. In dem Norddeutschen Tiefland herrschte ein Mangel an brauchbaren Steinen, ein Mangel an abbaubarem Baumaterial überhaupt. Und jeglicher Transport von Steinen über weite Entfernungen war im Mittelalter ein unüberwindliches Problem. So kam man auf den Gedanken, Steine aus Tonerde zu äbackenä. Sie wurden bei einer Temperatur von 900°C gebrannt. Und Fazit: Lehm war überall ausreichend vorhanden.

Wie manifestierte sich die geschichtliche Entwicklung des Ostseeraumes in der Backsteingotik?

Bauwerke der Backsteingotik sind im Ostseeraum Zeugnisse einer vergangenen wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit. Es war die Ära, als sich die Hanse zu einem mächtigen Städtebund entwickelte. Reichtum und Macht der Hanse sollten präsent sein und ihren Niederschlag auch in der Architektur finden. Die Bauwerke der Backsteingotik wurden somit zum Symbol für den Erfolg der Kaufleute und Handwerker.

Es ist ein Baustil, der über lange Zeit (von 1200 – 1600) in der Ostseeregion verbindlich war. Städte wie Lübeck, Wismar, Rostock, Greifswald und Stralsund erhielten ihr unverkennbares Aussehen. In den Genuss einer finanziellen Förderung durch vermögende Bürger kamen jedoch nicht nur die Städte, auch die entlegensten Dörfer erhielten neue Bauten. So findet man typische Vertreter der Backsteingotik in ganz Mecklenburg- Vorpommern. Sakralen Bauten maß man allerdings besondere Bedeutung zu. Denn auch die Kirche wollte ihren Reichtum zur Schau stellen. Die Ordensgemeinschaften der Zisterzienser und Prämonstratenser ließen Klosterbauten errichten, zum Beispiel im damaligen Doberan.

Als erhaben in den Kirchen der Gotik galt ein hohes Mittelschiff. Neu waren auch der Umgangschor und der Kapellenkranz. Die Bauweise fand Anlehnung an die französischen Kathedralen.

Es war eine glanzvolle Zeit. Kein Wunder also, dass einige Städte heute zum Kulturerbe der UNESCO zählen. Kulturerbe Europas sind die Bauwerke allemal.

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