Region: Ostsee → Mecklenburg-Vorpommern

Aus der Geschichte der Bademoden

Eine kurze Betrachtung zu den Bademoden der letzten zwei Jahrhunderte zeigt, welchem revolutionären Wandel sie im Laufe der Zeit unterworfen waren. Die Anfänge eines eigenen Designs liegen am Ende des 18. Jahrhunderts. Damals hieß Bademoden zu entwerfen, sich ideenlos an Leibwäsche zu orientieren und etwas durchaus Sittliches zu schneidern. Somit ähnelten die Badekostüme jener Zeit in auffälliger Weise Schlafgewändern. Es war die Epoche, als der Aufklärungsgedanke von der „Entwicklung des natürlichen Menschen“ mehr und mehr Anklang fand.

Das Badewesen entwickelte sich, und infolgedessen entstand auch in Deutschland das erste Seebad. Noch war eine Kur in den neuen Seebädern nur einer elitären Schicht vorbehalten. Die Kurreisenden legten ein äußerst prüdes Verhalten an den Tag und badeten abgeschirmt von den Augen anderer. Heute unvorstellbar, aber in jenen Tragen trugen manche Frauen sogar Gewichte an den Baderöcken. Dadurch blieben ihre Beine beim Auftrieb bedeckt. Aufgrund dieser vorherrschenden Wertvorstellungen gab es wohl kaum einen Anreiz, die Bademode zu verändern.

Erst Mitte des 19. Jahrhunderts kam etwas wirklich Neues auf – die Badeanzüge aus derbem Baumwollstoff, wie Perkal oder Flanell. Es waren tunikaartige Überkleider in Marineoptik. Sie reichten den Frauen tief über das Knie. Um nicht allzuviel Haut zu zeigen, trug man darunter eine wadenlange Hose. Zeitweise waren auch schwarze Strümpfe und sogar Schuhe beliebt. Die Ärmelchen des Badeanzuges hielt man kurz, über einem Korsett, in dem die Frauen auch noch steckten. Zu schwimmen war fast unmöglich, denn die Gefahr, bei der Schwere dieses vollgesogenen Badekostüms zu ertrinken, war groß. Unbedingt sollte sich die Badebekleidung der Adligen von der anderer abheben. Diese hatte zusätzliche Verzierungen wie Rüschchen und Goldknöpfchen. Auch Sonnenschutz war schon von Bedeutung. Modebewusste Frauen trugen deshalb helmartige Stroh- oder Stoffhüte.

1880 wurde der Prinzessschnitt zum Renner. Das Badekostüm bestand aus einer Bluse und einer Hose, geschneidert in einem Stück. Bei den Herren machten die Modeschöpfer nicht soviel Aufhebens. Sie trugen lediglich eine Badehose, die aber die Oberschenkel bedeckte. Auch den Kindern wurde dieser Modefimmel aufgezwungen. Mädchen steckte man in Prinzesskleidchen und Jungen in Matrosenanzüge. Jedoch hatten nicht alle Herausgeputzten auch die Erlaubnis zum Baden. In dieser Bademode spiegelte sich der preußische Geist jener Zeit wider. Frauen hatten keusch zu sein und sich hingebungsvoll dem Ehemann oder der Familie zu widmen.

Dann kamen die 20er Jahre des 20. Jahrhunderts, in denen alles „wild“ zuging. Man führte das Badetrikot 1920 ein. Die Damen durften Knie zeigen. Nicht nur der Schnitt des Badekostüms veränderte sich. Man griff auch zu frischeren Farben. Die bis dahin dominierenden Farben schwarz bzw. marineblau waren out.
Sogar Politiker fanden übrigens Zugang zu freieren Modewelt. So ließen sich im Jahre 1919 Reichspräsident Ebert und Reichswehrminister Noske, im Wasser stehend und mit nicht mehr als ihren weißen Militärbadehosen bekleidet, abbilden – Skandalös, was sie dort im Ostseebad Haffkrug/Travemünde anstellten.

Die sich so sittsam gebenden Bürger sollten bald noch Fassungsloseres erleben. Im März 1926 wurden im Berliner Sportpalast Badeanzüge vorgeführt. Unerhörtes geschah. Und kaum einer konnte bei dem Anblick der Models auf seinem Stuhl sitzen bleiben. Einblicke pikanter Art präsentierten die Mannequins. Das Publikum begleitete die Show mit lautem Gejohle, denn was es sah, war wirklich unglaublich. So wurden zum Beispiel die weiblichen Brustwarzen nur durch verlängerte Träger bedeckt – eher schlecht als recht. Für „Apres-Bath“ liefen die Damen vor dem Publikum in hohen Stöckelschuhen und, was noch schockierender war, in Strapsen mit Seidenstrümpfen auf und ab. Einteiler, die tief dekolletiert waren, stellten dem weiblichen Geschlecht eine völlig neue Bademode in Aussicht.

So konnte es im sittenstrengen Deutschland nicht zugehen. Der Zwickelerlass vom 18. August 1932 bot dieser frivolen Mode endlich Einhalt. Die Kleiderordnung beim Baden regelte man per Gesetz.

Mit dem Ende des 2. Weltkrieges nahm der amerikanische Einfluss auf Europa auch in Bademodefragen stetig zu. Freizügigkeit in puncto Haut setzte sich als neuer Trend durch. Und mit ihm hielt nach 1949 der Bikini Einzug in die deutsche Badekultur. Spaghetti-Träger entwickelten sich zum Hit jener Jahre. Manifestiert wurde diese neue Mode durch Ursula Andress im Kinofilm „James Bond jagt Dr. No“. Durch ihren mutigen Auftritt im Bikini eröffnete sie den Frauen in aller Welt reizvolle Perspektiven im Bademodendesign.
Neuartige Materialien, wie zum Beispiel Nylon, wurden verarbeitet. So eine Stoffart enthüllte nun alles, besonders im nassen Zustand. Man bezeichnete die Modelinie einfach als New Look. Und auch die Männer standen dem Enthüllungstrend nicht nach. Die Badehose glich nur noch einem hauchdünnen Slip.

An der Nord- und Ostsee bekannte sich entgegen dem beschriebenen Modetrend eine wachsende Anzahl von Badelustigen zur Freikörperkultur – dem FKK. Der völlige Verzicht auf eine Bedeckung des Körpers fand nicht bei jedem Anklang. Aber dennoch sind separate Strandabschnitte bis zum heutigen Tag in allen Küstenorten vorhanden. Und, wer sich ans Nacktbaden gewöhnt hat, will auf keinen Fall dieses Privileg je wieder aufgeben.

Wie hielt man es mit der Bekleidung des Körpers während des Bades eigentlich vor dem 18. Jahrhundert?

Aus der Geschichte ist überliefert, dass unsere Ahnen es mit dem Baden nicht immer so genau nahmen. Allerdings war die wohltuende Wirkung des Wassers schon den Germanen bekannt. Wasser galt als ein nachhaltiges Mittel gegen Krankheit, Schuld oder sonstigen allgemeinen Verdruss. Nun – wenn sie badeten, badeten sie ohne Badekostüm.

Anders ging es bei den Römern zu. Ihnen war die erotische Anziehungskraft einer Art von Bikini durchaus bewusst. Die heilende Wirkung des Wassers zog sie in die Badehäuser.

Im Mittelalter legten die Badenden bereits Wert auf eine auffallende Kopfbedeckung. Die Damen konkurrierten gegenseitig mit ihrem Kopfschmuck. Ansonsten war der Körper unbekleidet. Ein Bad bedeutete in jener Zeit, einem Genuss zu frönen. Alle Sinne sollten erregt werden, und man traf sich im Badehaus, um fröhlich miteinander zu schwatzen, zu trinken, dem Lautespiel zu lauschen und zu vielem mehr.

In kurioser Weise stiegen die Damen und Herren bei Hofe zur Zeit des Rokoko ins Wasser kleiner Seen, Flüsschen oder in die Schlossteiche. Sie taten dies völlig bekleidet. Spezielle Badekostüme existierten nicht. Nacktbaden war undenkbar. Eigentlich wateten die Damen der Gesellschaft nur im flachen Wasser, wobei sie die Säume ihrer Seidenkleider nur etwa bis zu den Knöcheln anhoben. Ob man dieses Staksen im Wasser überhaupt als Baden bezeichnen sollte, bleibt jedem selbst überlassen. Immerhin kann man dem weiblichen Hofstaat bescheinigen, dass er es geschafft hat, in allen Epochen am wenigsten Körper bzw. Haut zu zeigen.

Bademodelle der neueren Zeit

Spricht man heute von Bademoden, tauchen Name wie Monokin (oben ohne), Trikini (ein Dreiteiler) oder Tankini auf. Der Tankini hat im Gegensatz zum Bikini ein längeres Oberteil, welches noch den Bauch verdeckt. Bei den Männern greift man zu Badeshorts, wobei sowohl die engeren Shorts als auch die weiteren Trunks zur Auswahl stehen.

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