Region: Ostsee → Mecklenburg-Vorpommern → Güstrow

Ernst Barlach - Biographie

Text- und Bildmaterial: Ernst Barlach Stiftung Güstrow,
Foto: Ernst Barlach 1938

Ernst Barlach 1938

1870-1887 Ernst Heinrich Barlach wird am 2. Januar 1870 in Wedel/Holstein als erster von vier Söhnen des Landarztes Dr. Georg Barlach und seiner Frau Louise geboren. Die Familie lebt zunächst in Schönberg/Mecklenburg, später in Ratzeburg, wo der Vater 1884 im Alter von 45 Jahren stirbt. Die Mutter zieht mit den Söhnen nach Schönberg zurück. Ernst besucht die Realschule.

1888-1897 Mit dem Ziel Zeichenlehrer zu werden, beginnt Barlach ein Studium an der Allgemeinen Gewerbeschule Hamburg. Sein Interesse gilt jedoch zunehmend der Bildhauerei. 1891 wechselt er an die Königliche Akademie der bildenden Künste zu Dresden und wird Meisterschüler bei dem Bildhauer Robert Diez. 1895/96 und 1897 jeweils mehrmonatige Studienreisen nach Paris. Er zeichnet und verfasst kurze Prosatexte. Interesse für die Maler vom Montmartre.

1898-1905 Beteiligung mit seiner Dresdener Abschlussarbeit "Krautpflückerin" von 1894 an der "Großen Berliner Kunstausstellung". Siedelt nach Berlin über. Arbeiten für die Keramikwerkstatt Mutz in Altona, heute Hamburg. Oktober 1904 bis Januar 1905 Lehrer an der Königlichen Keramischen Fachschule Höhr/Westerwald.

1906-1907 Im Spätsommer 1906 reist Barlach für mehrere Wochen nach Südrussland. Die Begegnung mit den russischen Bauern und der Steppenlandschaft trugen entscheidend dazu bei, dass seine ästhetischen Vorstellungen in Kunst und Literatur Kontur erhalten. Er verfasst sein Tagebuch "Reise ins Herz des südlichen Rußland". Am 20. August 1906 wird in Berlin sein nichtehelicher Sohn Nikolaus geboren.

1908-1910 Nach zweijährigem Rechtsstreit gegen die Mutter Rosa Limana Schwab erhält Barlach das alleinige Sorgerecht für Nikolaus. Er gibt ihn in die Obhut seiner Mutter nach Güstrow. Barlach wird Mitglied der Berliner Sezession. Der Kunsthändler und Verleger Paul Cassirer bietet ihm für seine bildnerischen und literarischen Werke ein festes Jahresgehalt und ermöglicht ihm damit finanzielle Unabhängigkeit. 1909 bezieht Barlach für neun Monate ein Atelier in dem deutschen Künstlerhaus "Villa Romana" in Florenz. Dort beginnt seine lebenslange Freundschaft mit dem Schriftsteller Theodor Däubler, der Vorbild für zahlreiche seiner künstlerischen und literarischen Arbeiten wird. Im Jahr 1910 Umzug nach Güstrow zu seiner Mutter und seinem Sohn, fortan dauerhafter Wohnsitz.

1911-1919 Die Dramen "Der tote Tag" (1912) und "Der arme Vetter" (1918) erscheinen mit eigenen Illustrationen. Uraufführung der Stücke. Arbeit am Roman "Seespeck" (posthum veröffentlicht 1948). Nach anfänglicher Begeisterung für den 1. Weltkrieg (freiwillige Ausbildung zum Landsturmsoldaten) nimmt er ab 1916 eine pazifistische Haltung ein. Von 1914 bis 1917 führt er sein "Güstrower Tagebuch". Es entstehen zahlreiche plastische Arbeiten. 1917 findet Barlachs erste Einzelausstellung in Cassirers Berliner Kunstsalon statt.

1920-1930 Der Freitod seiner Mutter 1920 ist ein tiefer, schmerzlich empfundener Lebenseinschnitt, dennoch folgt eine intensive Schaffenszeit, u. a. entsteht der Holzschnittzyklus zu Goethes Walpurgisnacht-Szene aus "Faust I". Weitere Dramen - "Die echten Sedemunds" (1921), "Der Findling" (mit eigenen Holzschnitten, 1922), "Die Sündflut" (1924), "Der blaue Boll" (1926) und "Die gute Zeit" (1929) - werden publiziert und uraufgeführt. 1924 erhält er den Kleistpreis für sein dramatisches Schaffen. Erste Begegnung mit Marga Böhmer, der Lebensgefährtin bis zu seinem Tod. 1926 zweite Einzelausstellung im Kunstsalon von Cassirer. 1928 wird seine Autobiographie "Ein selbsterzähltes Leben" veröffentlicht. Ehrenmale für die Gefallenen des 1. Weltkrieges für Güstrow, Kiel und Magdeburg entstehen. 1930 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste Berlin.

1931-1937 Umzug in das neue Atelierhaus vor den Toren Güstrows am Inselsee. Arbeit am "Hamburger Ehrenmal" sowie an der "Gemeinschaft der Heiligen" für die Lübecker Katharinenkirche. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird Barlach zunehmend verfemt und seine Auftragslage schwierig. 1936/37 arbeitet er an seinem letzten Prosawerk "Der gestohlene Mond" (posthum veröffentlicht 1948). Über 670 seiner Werke werden aus den Museen und dem öffentlichen Raum entfernt und in der Münchner Hetzausstellung "Entartete Kunst" gezeigt.

1938 Am 24. Oktober erliegt Barlach in einer Rostocker Privatklinik seinem langjährigen Herzleiden.

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