Region: Ostsee → Mecklenburg-Vorpommern
Ständig den Elementargewalten in Form von Meereswellen, Wind, Frost und Regen ausgesetzt, kommt es an vielen Küstenabschnitten zu einem natürlichen Abtrag. Der Mensch hat eine Reihe von Maßnahmen entwickelt, um diesen Prozess zumindest zu begrenzen. Buhnen, Wellenbrecher, Sanddünen mit Bepflanzung, Küstenschutzwälder, Dämme und Deiche sind Küstenschutzbauten.
Die Buhnen sollen die Kraft der Wellen brechen und so bewirken, dass sie weniger weit vordringen, mit geringerer Wucht gegen die Küste schlagen. Auf diese Weise sind der Küstenabbruch und der Strandabtrag beim Zurück der Wellen begrenzt.
Dünen schützen bei Hochwasser das Hinterland und halten den vom Strand, bei auflandigen Winden und Stürmen, verwehten Sand fest. Die Bepflanzung mit Strandhafer dient der Verfestigung der Düne und als Sandfänger. Zwei bis drei Meter tief wachsen seine Wurzeln und geben dem Sandboden Struktur, Feuchtigkeitsregulation und Halt.
Küstenschutzwälder setzen den Schutz vor Erosion des küstennahen Bodens vor den Angriffen von Wind, Wasser, Kälte (Frostsprengung) und Sonne (Austrocknung) fort.
Küstenschutz gibt es im Ostseeraum seit Ende des 18. Jahrhunderts. So ist bekannt, dass im Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft bereits damals Dünen angelegt wurden. 1848 wurden mit Steinen beschwerte Strauchbuhnen gebaut. Später rammte man die ersten Pfahlbuhnen und legte systematisch an der gesamten Küstenstrecke mit Strandhafer bepflanzte Dünen an. Zwischen Düne und Deich wurde 1900 ein Küstenschutzwald angelegt – Birken, Buchen, Erlen und Krumholzkiefern im Bestand.
Während man Buhnen und Dünen grundsätzlich nicht betritt, um Schaden zu verhindern, kann auf dem befestigten Deichkopf sogar Fahrrad gefahren werden.
Sturmfluten führten an der gesamten Ostseeküste immer wieder zu verheerenden Verwüstungen und Menschenopfern an den betroffenen Landstrichen. Im November 1872 und Februar 1874 wurde das Dorf Damerow auf der Insel Usedom vollständig von den Fluten zerstört. Die Einwohner, die ihr Dorf bisher wieder und immer wieder im Laufe der Jahrhunderte aufgebaut hatten, ließen die Trümmer von Haus und Hof zurück und zogen kapitulierend vor den Naturgewalten mit dem Rest ihrer Habe nach Koserow und benachbarten Gemeinden. Damerow der Ort, bei dem die Vinetasage den Jungen Schafe hüten ließ, gab es nicht mehr und die Sturmflut Silvester 1904 zerriss die Insel an dieser Stelle sogar vorübergehend in zwei Teile, das Meer drang in das dahinter liegende Achterwasser ein.
Auf der Insel Zingst wütete das Meer im November 1872 derart, dass es Menschenleben gekostet und das weit ins Land eingedrungene Wasser große Schäden angerichtet hatte. Als Konsequenz daraus schloss man den Prerowstrom und somit war auch die letzte der drei alten Inseln (Fischland, Darß, Zingst) zu einer Halbinsel geworden.
Die Dünen müssen von Zeit zu Zeit mit ausgebaggerten Ostseesand aufgespült werden, da Dünensand verweht wird. Die Holzbuhnen werden leider von der mit dem Hochwasser von 1995 eingeschleppten Holzbohrmuschel („Schiffsbohrwurm“) zerfressen. Buhnen aus Stahl, so zeigt ein Versuch aus dem Jahre 1935, sind keine Alternative, da sie nach wenigen Jahren, mit Schäden durch Sandschliff und Eis, mehr Gefahr als Nutzen bringen. Stattdessen hat sich Tropenholz aus ökologisch zertifizierten Plantagen (nicht aus dem Regenwald!) als Buhnenmaterial bewährt, da der Schiffsbohrwurm aufgrund der enormen Härte nicht eindringen kann.
Das Staatliche Amt für Umwelt und Natur bittet um die Befolgung Ihrer verbindlichen Empfehlungen zum Küstenschutz:
Beitrag: Frank Hammerschmidt, Rostock