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Beitrag: Brigitte Hildisch, Rövershagen
Sie wird die Universität der Hanse genannt. Ein Beiname, der auf das Interesse der Hanse an einer Universitätsgründung hinweist. Im Baltischen Raum war die Einrichtung die erste Universität. Und so kamen Männer zwischen 15 und 17 Jahren aus ganz Norddeutschland, dem Baltikum und auch Skandinavien nach Rostock, um hier ein Studium zu beginnen.
Die Rostocker Ratsherren hatten den Nutzen einer wissenschaftlichen Einrichtung für ihre Hansestadt erkannt. Um nun die Finanzierung von Wissenschaft und Forschung und die Genehmigung für die Benutzung bestimmter Gebäude zu bekommen, bedurfte es weiterer Bewilligungen, die der Landesherren Herzog Albrecht V. und Herzog Johann IV. bzw. die des Papstes Martin V. Letzterer stellte am 13. Februar 1419 das gewünschte Dokument aus.
Die Gründungsveranstaltung fand in der Rostocker Marienkirche statt. Noch gab es keine Theologische Fakultät. Somit hielt man das Universitätszepter recht klein. Die Universität bekam ihr Siegel.
Bereits 1420 hatten sich mehr als 200 Studierende für Rostock entschieden. Sie alle hatten einen Immatrikulationseid auf die Einhaltung der Universitätsordnung zu leisten. Dieses Ritual wurde in der Wohnung des Rektors abgehalten. Er bewohnte ein Haus an der Südseite des Hopfenmarktes.
Für religiöse Belange wurden die vier Rostocker Pfarrkirchen in das Leben eines Studenten integriert. Je nach Heimatland teilte man die Scholaren auf die einzelnen Kirchen auf.
Die Stadt Rostock überließ der Universität das Große Auditorium, welches mitten auf dem heutigen Universitätsplatz stand. Aus dem kirchlichen Besitz kam der ehemalige Wohnsitz des Bischofs von Schwerin hinzu, abgetreten an das „Philosophische Kollegium“. 1565 brannte das Gebäude allerdings nieder. Mit dem Bau eines dreistöckigen Hauses ein Jahr später schuf man Ersatz. Wegen seiner weißen Außenfarbe wurde es das „weiße Kolleg“ genannt. Für die Universität erfüllte das Kolleg trotz eines unzureichenden Raumangebots dennoch bis 1864 seinen Zweck. Dann musste es vorwiegend wegen Baufälligkeit abgerissen werden. Ein Neubau war für einen effektiven Lehrbetrieb dringend vonnöten. In den Jahren 1867-70 erfolgte die Errichtung des Hauptgebäudes der Rostocker Universität. Man entschied sich für ein Bauwerk im Stile der Neorenaissance. Bis dahin gehörten schon ein Hofanbau von 1827 auf dem Territorium des Klosters und das Neue Museum von 1844 zur Universität. Sie galt es durch den Neubau zu vereinen.
Das Studienangebot der Universität startete 1419 in drei Fakultäten, der Medizinischen, der Juristischen und der Philosophischen. 1433 ließ der Papst eine weitere Fachrichtung zu. Er genehmigte die Theologische Fakultät. Mit ihr ist ein weiterer Beiname der Universität verbunden – Die Leuchte des Nordens.
Bereits 1569 verfügte die Rostocker Universität über eine Bibliothek.
Die Studenten waren in 8 Regrenzien (oder Bursen) am südlichen Hopfenmarkt untergebracht. In einer Regrenzie wohnten bis zu 30 Studenten. Man teilte die jungen Männer nach ihren jeweiligen Ausbildungsrichtungen auf. Die Leitung einer Burse übertrug man einem unverheirateten Professor. Ihm unterstand ein Burschenführer, ein Student. So war ein Gelehrter für die Aufsicht, Ausbildung und Erziehung der Schützlinge verantwortlich. Jeder Bewohner zahlte den gleichen Geldbetrag in eine gemeinschaftliche Kasse ein. Die Wohnungen der Studenten erhielten Namen, wie Roter Löwe, Wilder Mann, Einhorn oder Adlersburg. Über viele Jahre gab es strenge Regeln, denen sich die Studenten unterordneten. Erst im 16. Jahrhundert erlaubte man eine Lockerung. Die Studenten suchten nach neuen Möglichkeiten der Unterbringung. Und sie fanden sie in Rostocker Bürgerhaushalten. Im 17. Jahrhundert war das Konzept der Regrenzien endgültig überholt, was auch in einem veränderten architektonischen Aussehen des Hopfenmarktes sich niederschlug. Den Platz der Bursen nahmen im 18. Jahrhundert barocke, später klassizistische Bauwerke, die repräsentativen Zwecken dienten, ein. Es sind die Neue Wache, das barocke Palais oder auch das frühere Oberappellationsgericht.
Das Hauptgebäude der Rostocker Universität wurde 1870 im Stile der Neorenaissance errichtet. Es entstand nach den Bauplänen des Architekten Hermann Willebrand. Beeindruckend ist die reich verzierte Fassade. Mit ihren Ornamenten gibt sie einen Einblick in die Geschichte der Universität. Bekannte Gesichter früherer Gelehrter, Wissenschaftler und auch Politiker sind im Äußeren des Hauses verewigt.
Das Bauwerk besitzt einen rechten und
linken Flügel, welche bereits einige Jahrzehnte früher entstanden.
Links steht das Neue Museum aus dem Jahre 1844. Es ist ein
Gebäudeteil aus der Architektur des Historismus. Dass hier die
Naturwissenschaften ihre Räume hatten, lässt sich unschwer aus den
vier Portraitmedaillons in der Mitte des ersten Obergeschosses
erkennen. Es sind die Köpfe von Otto von Guericke, Carl
von Linné, Galileo
Galilei, und René Descartes abgebildet.
Die Flügel werden durch ein
Hauptgebäude, dessen Merkmal ein Mittelrisalit ist, verbunden. Eine
Gliederung, mit der das Eingangsportal einen besonderen Blickfang
bildet. Dieser hervorspringende Teil der Fassade birgt eine Vielzahl
an Schmuckelementen. So entdeckt man zwischen dem 3. und 4. Geschoss
Vollplastiken der mecklenburgischen Herzöge Albrecht V. und Johann
IV. Ebenso sind im Mittelrisalit der Schweriner Bischof Heinrich
II. von Nauen (mit Hirtenstab) und der Rostocker Bürgermeister
Heinrich
Katzow (rechts vom Portal) sowie der erste Rektor Petrus
Stenbeke (gegenüber links) dargestellt. Sie alle setzten sich
erfolgreich für die Gründung der Rostocker Universität ein.
Außerdem schmücken die Köpfe von Friedrich Franz I. und Friedrich
Franz II. den oberen Teil im Mittelrisalit. Friedrich Franz II. ist
auch die Inschrift „IN HONOREM DEI FRIDERICUS FRANCISCUS II
HANC DOMUM ACADEMICAM A S M D CCC LXVII CONDIDIT“ über dem
vierten Geschoss gewidmet - eine Lobpreisung seiner Verdienste für
die Universität im Jahre 1867. Friedrich Franz I. (1756–1837)
trieb die bauliche Erneuerung voran. Als oberer Abschluss erscheint
das Wappen des Hauses Mecklenburg – Schwerin.
Im Portal liest man die lateinischen
Worte „DOCTRINA MULTIPLEX VERITAS UNA“. Übersetzt „Der Lehren gibt es viele, der Wahrheit nur eine“.
Mit den vier Statuen im 3.
Obergeschoss werden die Gründungsfakultäten Medizin, Philosophie,
Jurisprudenz und Theologie in Erinnerung gebracht.
Erwähnenswert ist das Mauerwerk im
Erdgeschoss des Hauptgebäudes. Es sind Steinquader, deren Stirnseite
nur grob bearbeitet wurde. Man spricht von einem Bossenwerk. Sie
haben einen terrakottafarbenen Anstrich.
Im Hauptgebäude sind heute das
Rektorat, Teile der Verwaltung, das Universitätsarchiv und die
Theologische Fakultät untergebracht.
Ein Stadtrundgang führt fast immer
auch zum Hauptgebäude der Rostocker Universität. Und ansonsten
sollte man einen Weg vorbei an der drittältesten Hochschule in
Deutschland wählen. Hat sie doch den Ruf, eine der schönsten
Universitäten der Welt zu sein.
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