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Der Aufbau von Schiffswerften in Ribnitz und ein Blick auf begünstigende Faktoren

Text: Brigitte Hildisch, Rövershagen

1825 dokumentiert die Gründung der ersten Schiffswerft in Ribnitz. Johann Carl Peters eröffnete sie am Körkwitzer Weg. Die Schiffswerft blieb bis 1846 in dessen Händen. Danach leitete der Schiffbaumeister Hanns Ludwig Miebrodt 30 Jahre lang die Werft. Im Jahre 1876 übernahm der Schiffbaumister Carl Heinrich Staben die Führung der Schiffswerft und hatte diese Position bis 1894 inne.

Eine zweite Schiffswerft wurde 1840 von Schiffbaumeister Johann Heinrich Wilken gegründet. 1860 betraute man seinen Sohn mit dieser Aufgabe. Auch diese Werft lag am Kökwitzer Weg. Als die Segelschifffahrt am Ende des 19. Jahrhunderts im Abflauen war, setzte man die Hoffnungen auf den Bau von Küstenfahrzeugen, Küstenschonern und Galeassen.

Was in den 90er Jahren des vorletzten Jahrhunderts auf den Werften am Bodden zu tun übrig blieb, waren kleinere Schiffsreparaturen. Schiffbau wie bisher zahlte sich nicht mehr aus und wurde eingestellt.

Damgarten wurde ebenfalls durch Schiffbau geprägt. Schon seit dem Ende des 18. Jahrhunderts stellte man Segelschiffe auf der Schiffswerft von Bartel Dierling her. Ihr stand bis 1871 sein Sohn Johann Daniel Dierling vor. Dann führte Schiffbaumeister Heinrich Dierling die Werft, bis sie 1880 schloss.

Warum Schiffbau in Ribnitz?

Schon seit langem ist die Stadt der bevorzugte Wohnsitz von Schiffern. Sie kommen meistens vom Fischland. In der Ribnitzer Bürgerliste von 1759 entdeckt man die ersten vier Kapitänsnamen. Die stetige Ansiedelung von Schiffern fördert eine auf Schifffahrt ausgerichtete Stadtentwicklung und beflügelt den Aufbau zweier Werften.

Baumaterial für die Schiffe gibt es ausreichend. Das Eichenholz kommt aus den Wäldern um Ribnitz und bietet beste Qualität.

Schiffbau - ein neuer Erwerbszweig

Mit dem Bau von Segelschiffen etabliert sich ein neuer Erwerbszweig in der Stadt. Die zuvor wichtigen Bereiche Viehzucht und Ackerbau spielen für die Ribnitzer Bevölkerung bald eine geringere Rolle. Ribnitz verändert sich und damit auch das Umland.

Die Existenz von leistungsfähigen Werften plus eine Verfügbarkeit von erfahrenen Kapitänen führen zu einer Blütezeit in der Segelschifffahrt im Ribnitzer Raum. Von 1840 bis 1878 werden 54 Segelschiffe auf der Werft von J.H. Wilken, der jüngeren Werft, gebaut.

uch die Nähe des Fischlandes, welches von jeher wegweisend für die Schifffahrt war, tat ein Übriges für die aufstrebenden Werften. 1862 haben 132 Schiffe ihren Heimathafen auf dem Fischland. Ihre Waren befördern sie in alle Länder an der Ostsee, aber auch über die Nordsee bis in die Niederlande.

Die Schiffer

Die Größe der Schiffe nimmt zu und damit ihr Preis. Als alleinige Eigentümer müssen die Kapitäne nun immer höhere Summen für den Erwerb von Schiffen aufbringen. Sich Geld zu borgen, wird zunehmend schwieriger. Ein Ausweg scheint die Form einer Partenreederei (der gemeinschaftliche Besitz des Schiffes) zu sein. Viele Kapitäne suchen also nach Mitinvestoren. In Mecklenburg und Vorpommern finden Schiffer sie unter den Gutsbesitzern oder Rostocker Kaufleuten, welche über ausreichend Geld verfügen. Schiffsnamen wie "Graf Behr-Negendanck", "Graf Hahn" oder "J.H. Epping" deuten auf Partenreeder hin. Mit der Zeit treten aber wesentliche Nachteile dieser finanziellen Kooperation hervor. Die Kapitäne haben die alleinige Verantwortung für die Ladung, und sie werden gering bezahlt. Ein Berufsstand gerät in Bedrängnis.

Etliche Kapitäne treten in den Ruhestand. Sie gründen in Ribitz einen Schifferverein, welcher bis 1910 existiert.

Was wäre, wenn ...?

Wenn die Ausbildung von Kapitän- oder Steuermannpatenten in Ribnitz erfolgt wäre? Also nicht an der Seefahrtschule Wustrow, die 1846 eröffnet wurde? Jede Antwort ist Spekulation.

Tatsache ist, dass die Ausbildung von Seefahrern laut Landesregierung in Ribnitz stattfinden sollte. Nur, den Ribnitzer Stadtvätern waren die Studierenden ein Dorn im Auge. Sie fürchteten, es würde zu laut im Örtchen werden.

Ein Haus für den Unterricht gab es bereits Mitte des 19. Jahrhunderts in der Langen Straße 20. Dieses Gebäude war höher als die umstehenden Häuser gebaut worden. So wäre den angehenden Seefahrern eine freie Beobachtung auf dem Dach in alle Himmelsrichtungen möglich gewesen.

Für Ribnitz eine verpasste Chance.


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