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Das Salzhaff aus dem Augenwinkel eines Fischers betrachtet

Text: Brigitte Hildisch, Rövershagen

Das Salzhaff, so wissen die Einheimischen, ist ein fischreiches Gewässer. Und seit jeher ist es für die Fischer der umliegenden Orte ein bevorzugtes Fanggebiet. Es erinnert eher an einen Binnensee, denn die Wasseroberfläche liegt meistens ruhig da. Wie eine Barriere erstreckt sich die Halbinsel Wustrow vor dem Haff und schützt es vor der Meeresbrandung. Durch eine schmale Öffnung im Südwesten gelangt Salzwasser in diesen fast abgeschirmten Lebensraum. Der Anschein von Sicherheit beim Befahren mit Booten kann trügerisch sein. Natürlich hat auch ein Gewässer wie das Salzhaff Tücken, denn Sandablagerungen, Flachwasserstellen oder Riffe erschweren die Navigation. Die Fischerfamilien geben ihre wertvollen Kenntnisse von Generation zu Generation weiter. Wie wichtig aber die mündliche Überlieferung vieler Koordinaten im Salzhaff letztendlich ist, versteht man, wenn man gültige Seekarten betrachtet. Die Mehrzahl der Hindernisse ist darauf gar nicht verzeichnet.

Wie orientieren sich Fischer im Haff?

Ganz einfach!? Die Fischer prägen sich Fixpunkte in der Landschaft ein. Allerdings, wie auch anderswo, ist diese Landschaft ständigen Veränderungen ausgesetzt. Neubauten tauchen auf. Vertraute Baumgruppen verschwinden. Oder ..., oder ... . Nur bestimmte markante Zeichen bleiben den Fischern dauerhaft zur Orientierung im Salzhaff erhalten.

Dazu gehören der Petersbarg, der Langenbarg, der Kauhbarg und der Mückenbarg, allesamt kleine Erhöhungen in Ufernähe. ( barg = Berg)

Eine andere Orientierungshilfe sind Wege, die uralte Namen tragen. In diese Liste reihen sich der Blengscher Wech, der Klein Strömkendorfer Wech (Wech=Weg) die Birkenkoppel und Ünne den Tannen (Unter den Tannen) ein.

Ein überlieferter Ort im Haff ist der Kornwerder, nahe dem Boinsdorfer Werder. Früher baute man auf der Landzunge Getreide an, das unweit des Werders an einer Station verladen wurde.

Oft sprechen die Fischer auch von Haken, keineswegs von Angelhaken. Als Haken bezeichnet man Stellen mit flachem Wasser. Je nach Windrichtung wird der Haken überspült oder trocken gelegt. Beispiele dafür sind der Werdersch Haken und der Suker Haken. Am größten Sandhaken des Haffs gibt es viele Steine. So, wie sie da liegen, denkt man an eine Kirche. Daher der Name Karkmess. Fischen ist hier nicht möglich.

Auch die Halbinsel Wustrow gehört in das Navigationssystem Salzhaff. Schon immer orientierten sich die Fischer am Schaulhus (Schule), Backaben (Backofen) oder Bollwark (Bollwerk). Mit der militärischen Nutzung der Halbinsel Ende der 30er Jahre des letzten Jahrhunderts kamen ganz andersartige Fixpunkte hinzu, so zum Beispiel das Lazarett, die frühere Klinik der Wehrmacht, und die Ablopbahn, die Startbahn für Flugzeuge.

Manchmal hört man die Fischer über den "Ellenbogen" reden, eine ausgebaggerte Fahrrinne im Salzhaff. Die Sprache der Fischer ist Niederdeutsch. In ihrer Berufsgruppe leben die Bezeichnungen von einst auch zukünftig fort.

Bezeichnungen aus dem Sprachgebrauch der Fischer
LopBachlauf im Haff
Querbekehemalige Fahrrinne zwischen dem Bollwerk (Halbinsel Wustrow)
Grotvadder Düpeine tiefe Stelle im Haff
UurtPlatz, Stelle, Ort
Witten Uurtflache, hellsandige unbewachsene Stelle
Roter Uurtstark verkrautete Stelle
Englisch UurtStelle im Haff, nahe der Mündung des Hellbaches (Süßwasserzufuhr)
Beklockvom Hellbach ausgespülte Vertiefung
Roggower Fuurtnatürliche Senke
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